Selbstständiger, Freiberuflerin, Freelancer, Entrepreneurin, Mompreneur, Solopreneurin, Unternehmer, Kreativpreneurin… – wie nennst du dich eigentlich? Gar nicht so einfach, und umso schwieriger, je mehr verschiedene Facetten und Themen unser eigenes Business umfasst. Und manchmal scheint es gar keinen gemeinsamen Nenner zu geben.

Eine Bezeichnung, die mir in der englischsprachigen Online-Welt vor gut zwei Jahren zum ersten Mal begegnet ist, ist der Begriff Multipreneur:in. Mir war sofort klar: Das könnte was sein! Dieser Begriff vereint zwei Aspekte, die in meiner Arbeit eine grundlegende Rolle spielt: Ideenreichtum und Kreativität in Kombination mit dem Ziel, ein Business mit und auf diesen Eigenschaften aufzubauen.

Was ist ein:e Multipreneur:in – (m)eine Definition

Wie einfach wäre es, könnte ich an dieser Stelle eine Duden-Definition aus der Tasche ziehen (aka verlinken). Dieser Artikel wäre schon geschrieben. Ist es aber nicht – und so bietet dieser Blogartikel eine Interpretation. Er ist die Begriffsbestimmung aus meiner Perspektive und auf Grundlage meiner Arbeit mit Kund:innen, Kolleg:innen und meinem Netzwerk.

Meinem Multipreneur Manifest habe ich vor einem halben Jahr meine ganz eigene Definition vorangestellt, und zwar diese:

multi°preneur:in

Substantiv, m/w/d

Unfassbar spannende Person, die ihre (geplante) Selbstständigkeit aus unterschiedlichen Themen und Projekten zusammensetzt und mit ihrer Vielseitigkeit und spannenden Kombinationen ihr Einkommen erwirtschaftet, und die sich dabei selbst als strategische und fokussierte Unternehmerin definiert – und auch als solche wahrgenommen wird.

Im Kopf hatte ich damals gar nicht unbedingt die Frage, wie Multipreneur:innen sind oder sein sollen. Bei meinen Kriterien geht es viel eher darum, was sie TUN – und was sie vielleicht anders tun. Wie denken sie? Wie sehen sie sich selbst? Und vor allem: wie gelingt es ihnen, tatsächlich erfolgreich zu sein?

A wie Akzeptanz

Meine Definition beginnt mit Begeisterung. Denn aus meiner Sicht ist der positive Blick auf die eigene Vielseitigkeit der Ausgangspunkt für alle weiteren Schritte. Du kannst es von mir aus Selbstliebe nennen (obwohl ich persönlich das Wort total überstrapaziert finde, also reicht mir für den Anfang auch Selbstakzeptanz vollkommen;-)).

Wichtig ist, dass Multipreneur:innen wohlwollend, neugierig und manchmal auch mit einem Augenzwinkern auf ihre vielseitige, kreative, Ideen-sprudelnde Persönlichkeit schauen. Auch wenn uns der Mainstream (noch) etwas anderes suggeriert: Es gab Epochen in der Geschichte, in denen Multitalente der heiße Scheiß waren (ich sag‘ nur DaVinci). Und so ist die Begeisterung für und das Staunen über die eigene Persönlichkeit unverzichtbarer Bestandteil jedes Multipreneur:innen Mindsets.

Und ja: Akzeptanz reicht für den Anfang vollkommen. Es genügt, (an-) zu erkennen, dass wir uns nicht in ein System quetschen müssen, das einfach nicht zu uns passt. Keine Selbstoptimierung mehr, kein Hätte-Könnte-Sollte. Sich selbst (hin-) nehmen, wie wir sind, und mit und auf dieser Basis pragmatisch weiterarbeiten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

B wie Business

Der Wortbestandteil ‚Preneur:in‘ lässt es schon erahnen. Multipreneur:innen sind (angehende) Unternehmerinnen respektive Selbstständige. Sie entwickeln eigene Angebote, verkaufen sie, schaffen Mehrwert und erwirtschaften Einkommen. Wie hoch das im Einzelfall ist, spielt für mich eine untergeordnete Rolle. Vielmehr geht mit dem Begriff eine unternehmerische Herangehensweise einher.

Die Themen der Multipreneur:innen sind keine Hobbys. Im Fokus steht nicht, sich und die eigenen Interessen nach dem Lustprinzip auszuleben.

Multipreneur:innen wollen etwas bewegen und verändern. Sie haben Ideale, Werte, den Anspruch, Dinge umzusetzen. Sie sind im besten Wortsinn unternehmungslustig-lustig, mit Lust auf unternehmerisches Denken und Handeln.

Dazu gehört neben einer übergeordneten Zielsetzung strategische Planung, fokussierte Umsetzung und sinnvolle Evaluation und Anpassung. Und diese Bausteine funktionieren auch, wenn wir nicht mit einer einzigen Idee starten, sondern mit vielen Möglichkeiten. Einzig die Einstiegsfrage in den Prozess müssen wir zu diesem Zweck anpassen.

C wie Clarity

Wer sich eine Selbstständigkeit rund um die eigene Vielseitigkeit aufbauen möchte, hat in meinen Augen zwei grundlegende Aufgaben:

  1. durch geeignete Methoden der Reflexion einen Filter für die eigenen Ideen zu entwickeln, der dafür sorgt, dass die individuellen Bedürfnisse erfüllt sind und Raum für Weiterentwicklung bleibt,
  2. für die Kommunikation nach außen den roten Faden klar herauszuarbeiten und die Zielgruppen bewusst auf die eigene Reise mitzunehmen, mit Erklärungsbereitschaft und Begeisterung.

„Clarity comes through Action“ – dieses Prinzip haben Multipreneur:innen perfektioniert. Sie ersetzen den Begriff des Scheiterns radikal durch den Begriff des Lernens und setzen bewusst immer wieder ihre eigenen Maßstäbe auf den Prüfstand.

Kommunikation für Multipreneur:innen greift durchaus die ganze Breite der Themen auf, aber nicht immer alle zur gleichen Zeit. Die Entscheidung darüber, was gerade im Hintergrund stattfinden darf und was konkret auf der Bühne der eigenen Selbstständigkeit passiert, treffen Multipreneur:innen bewusst und mit klarem Blick auf die eigenen Prioritäten.

D wie Decision

Wer schon einmal klassisches Business Coaching erlebt oder Inhalte zu Marketing und Positionierung konsumiert hat, kennt die gängigen Empfehlung aka Regel aka das magische Mantra beim Start in die Selbstständigkeit:

DU.MUSST.DICH.ENTSCHEIDEN. Ganz ehrlich? Aus Sicht der Diplom-Betriebswirtin, die ich qua Ausbildung nunmal bin, muss ich sagen: im Grunde ein guter Rat. Doch halt, klick jetzt nicht weg, denn es gibt ein ABER.

Dieses Prinzip macht Sinn, wenn für dich Vielseitigkeit kein Grundbedürfnis ist. Das ist per se der Fall in klassischen Unternehmen, in denen der Unternehmenszweck von den Menschen, die im Unternehmen tätig sind, losgelöst erfüllt wird. Oder wenn du als (angehende) Selbstständige eher das Problem hast, gar keine Idee zu haben. Dann solltest du exakt so vorgehen: Entscheide dich für eine Sache, und dann setze sie um. So einfach kann das sein (und ganz ehrlich: ist auch für Business Coaches der einfache Weg, weil es die Komplexität deutlich reduziert).

Bist du aber dauerhaft unglücklich, wenn es deinem Business an Abwechslung und Vielseitigkeit fehlt, dann brauchst du andere Lösungen, um langfristig erfolgreich UND zufrieden zu sein. Dann ist die klassische ‚Entscheidung für eine Sache aus vielen‘ für dich eben nicht der beste Weg, denn er ist aus meiner Sicht zum Scheitern verurteilt.

Multipreneur:innen haben verstanden, dass es keinen Sinn macht, mit viel Energie Projekte zu entwickeln, die in sechs Monaten schon wieder Geschichte sind. Sie schützen sich davor, gelangweilt, frustriert oder verzweifelt weiterziehen, indem sie für sich und ihr Business Strukturen schaffen, die vereinen, was auf den ersten Blick unmöglich klingt: Vielseitigkeit und Fokus.

E wie Ende;-)

Nein, okay, es kommt noch was: Wenn du Lust hast, dich auf die Reise zur Multipreneur:in zu begeben – oder vielleicht schon unterwegs bist, dann lass‘ uns gerne gemeinsam überlegen, wie dein nächster Schritt aussehen könnte. Einen unverbindliches Kennenlerngespräch kannst du direkt hier buchen.