Über sich selbst zu lachen bedeutet, seinen Hals ein paar Zentimeter länger zu machen. Genau so viel, dass es möglich wird, eine neue Perspektive auf sich und das eigene Leben zu gewinnen.
Quelle unbekannt.
Diese Aussage habe ich sinngemäß schon vor einigen Jahren irgendwo gelesen. Leider weiß ich nicht mehr genau, wo. (Wenn du es weißt, dann schreib‘ mir doch unbedingt!) In diesem Sinne möchte ich dich mit den folgenden Beschreibungen anregen, deinen Hals ein bisschen zu strecken und zu reflektieren: Welche Zeitmanagement-Persönlichkeit bist du?
Ein Hinweis, bevor du weiterliest: Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht beabsichtigt, aber trotzdem erwünscht. Wer sich in den Beschreibungen wiedererkennt, darf den Inhalt gerne mit einem Augenzwinkern verstehen;-)
1. Die akribische (Master-)Planerin AMP
Die akribische (Master-)Planerin, kurz AMP, braucht ihren Kalender wie die Luft zum Atmen. Wenn die Synchronisierung zwischen Smartphone und Tablet nicht funktioniert, verliert sie jeglichen Lebenswillen. Sie weiß genau, dass Zähneputzen 3 Minuten 30 Sekunden dauert, inklusive Armaturen im Bad trockenwischen. An den Geburtstag ihres Bruders erinnert sie der digitale Kalender pünktlich eine Woche vor Termin – wie an alle anderen wichtigen Termine, für die sie je nach Bedarf Serienelemente und passende Erinnerungsroutinen angelegt hat.
Das Lieblingsbild der AMP in ihrem im skandinavischen Stil eingerichteten Zuhause ist das Pinterest-taugliche Memoboard über ihrem immer freien Schreibtisch. Und auf die Frage, was sie an Silvester 2022/2023 vorhat, weiß die AMP garantiert heute schon eine Antwort.
Die AMP ist so dermaßen verlässlich, dass ihre Mitmenschen permanent in der Angst leben, ihrerseits wichtige Termine zu vergessen oder nur ungenügend auf alle Lebenslagen vorbereitet zu sein. Dabei empfindet sie ihre gute Planung grundsätzlich als Service an der Gesellschaft und gibt gerne ihre Tipps und Ratschläge an andere weiter, die ihren Rat offensichtlich dringend gebrauchen können. Weil sie so unglaublich perfekt plant, ahnt niemand, dass die AMP ein schmutziges Geheimnis hat: die Küchenschublade ganz rechts neben dem Fenster.
2. Die aktionistische (Um-)Planerin AUP
Die aktionistische (Um-)Planerin, kurz AUP, kann ihren Kalender ausschließlich digital oder mit einem Bleistift führen, denn: Ihre Pläne ändern sich so häufig, dass sie sich in der Regel ohne ihre Notizen gar nicht mehr erinnern kann, wie denn nun der letzte Stand eigentlich war. Ihr Lebensmotto: Darüber können wir ja nochmal sprechen, wenn es soweit ist. Bis es dann soweit ist…
Die AUP kommt eigentlich relativ gelassen durch ihren Alltag. Bis der Brief vom Finanzamt kommt. Oder Weihnachten. Oder die Reise in den Regenwald von Borneo. Denn diese vollkommen unverhofft eintretenden Ereignisse haben unvorhersehbare Konsequenzen! Da ist plötzlich eine Steuererklärung abzugeben! Es sind Geschenke zu besorgen! Und ein Visum ist zu beantragen! Das konnte doch niemand ahnen!
Außenstehende schwanken stets zwischen tiefer Bewunderung über den organisatorischen Gleichmut der AUP und der nackten Verzweiflung, weil sie nun selbst in den Sog der Umplanung gezogen werden, um mal eben schnell für mich die Belege rauszusuchen, Blumen für die Schwiegermutter zu besorgen oder beim Konsulat anzurufen, weil du doch eh grade Zeit hast. Dabei setzt die AUP ihre wirksamste Waffe ein: ihre Tränen der Verzweiflung und ihre Dankbarkeitsbezeugungen, wenn doch noch alles irgendwie geklappt hat.
3. Die achtsame (Nicht-)Planerin ANP
Die achtsame (Nicht-)Planerin, kurz ANP, ist die Hannelore im Glück unter den Zeitmanagement-Persönlichkeiten. Sie liebt es, ihre Tage bewusst zu gestalten, mit ausreichend Pausen und Zeit zum Verweilen im Augenblick. Ihre Planung hat nur einen Fehler: sie berücksichtigt zu keinem Zeitpunkt, dass andere Menschen durchaus einen anderen Umgang mit ihrer Zeit pflegen wollen und müssen. ANP-Nichten und -Neffen weltweit leiden Jahr für Jahr darunter, stundenlang auf das Ausblasen der Geburtstagskerze warten zu müssen, weil die Tanti noch beim Yoga ist.
Was auf Außenstehende wie die naive Abwesenheit jeglicher Planung wirken mag, ist in Wahrheit ein ausgeklügeltes System von Routinen, über Jahre gewachsen, auf die eigene Persönlichkeit perfekt abgestimmt: Morgenmeditation, Journaling und Sonnengruß, alles noch vor 6 Uhr. Anschließend die aufwändige Zubereitung eines grünen Smoothies und dann die immer gleiche aber niemals eintönige Freiheit, die eigenen Interessen in den Mittelpunkt des Tages zu stellen. Das sieht leicht aus, ist aber mitunter ziemlich anstrengend!
Im Umfeld der ANP sind hinter vorgehaltener Hand immer wieder spöttische Bemerkungen zu vernehmen über das schöne Leben, das sie führe, und wenn das jede machen würde, nicht auszudenken! Insgeheim wünscht sich aber auch Tantis Schwester, ein kleines bisschen mehr wie Tanti zu sein. Und die ANP? Die merkt von alledem nichts. Die hat zu tun. Auf arte kommt nämlich eine Doku über den Regenwald von Borneo, die sie unbedingt sehen will.
4. Die alternative (Anti-)Planerin AAP
Die alternative (Anti-)Planerin unterscheidet sich von der achtsamen (Nicht-)Planerin vor allem dadurch, dass sie kein Interesses an jeder Form der Alltagsstruktur hat. Fast scheint es, als warte die AAP immer noch auf den endgültigen Beweis, dass Zeit tatsächlich existiert. Und bis das soweit ist, weigert sie sich offensichtlich standhaft, sich deren Diktat zu unterwerfen. Verabredungen mit der AAP sind zu keinem Zeitpunkt möglich (aber glücklicherweise ist die Wahrscheinlichkeit, sie bei Interesse in ihrem Stammcafé oder bei ihrem Stammitaliener anzutreffen, relativ hoch).
Der aufmerksamen Leserin entgeht es sicher nicht: obwohl die AAP sich weigert, in das Hamsterrad namens Zeitplanung einzusteigen, so hat sie doch über die Jahre Routinen entwickelt, die gerade aus der Abwesenheit ihrer selbst bestehen. So kann die AAP heute mit Sicherheit noch nicht beantworten, wann sie morgen telefonisch erreichbar sein wird, ob sie am Nachmittag das Zwischenergebnis in Projekt XYZ präsentieren kann oder am Wochenende Lust auf das Konzert hat. Die Regel lautet: es gibt keine Regel.
Auf die Menschen, die mit der AAP zusammenleben und -arbeiten, übt ihr Verhalten eine geheimnisvolle Faszination aus. Viele bewundern den beinahe rebellischen Akt, dem Zeitdiktat zu trotzen. Doch die Medaille hat auch eine Kehrseite. Denn wenn sie sich am Samstagnachmittag entscheidet, ins Konzert zu wollen, sind die Karten schon ausverkauft.
Und jetzt interessiert mich natürlich:
Welche Zeitmanagement-Persönlichkeit liegt dir am nächsten? Oder hast du noch eine ganz andere Beschreibung parat, die ich unbedingt ergänzen sollte? Lass’ gerne einen Kommentar da.
P.S. Ich finde mich in allen wieder, leichte Tendenz zur Umplanerin, wäre gerne mehr Masterplanerin, und wenn ich Frust hab, dann bin ich Antiplanerin.
P.P.S Willst du die richtige Planungs-Mischung für dich finden? Dann ist mein online Workshop zum Thema Zeitmanagement vielleicht spannend für dich. Den Termin im Januar hast du leider verpasst. Die nächsten Termine erfährst du in meinem Newsletter, für den du dich hier anmelden kannst.
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