Wieder so ein Morgen! Eigentlich hatte ich mir viel vorgenommen. Und nun war bereits der halbe Vormittag vorbei, in Gedanken war ich schon beim Mittagessen und geschafft hatte ich nicht einmal einen Punkt meiner langen To do Liste. Und das nicht etwa, weil ich so schwierige und zeitraubende Aufgaben zu erledigen hatte. Nein, ich hatte noch nicht einmal wirklich angefangen. Denn: ich konnte mich einfach nicht entscheiden, welches meiner unterschiedlichen Projekte ich als Erstes angehen wollte.

Statt also meine Zeit ganz konkret in eine Aufgabe zu investieren, schob ich in meinem Kopf die Themen hin und her und war wie blockiert. Am Ende erledigte ich aus Verzweiflung irgendeine banale Aufgabe, wie z.B. die Ablage, um wenigstens etwas von der Liste streichen zu können. Meinen Zielen und Träumen brachten mich diese ‚Scheinaufgaben‘ allerdings keinen Schritt näher.

So oder so ähnlich sahen bis vor einiger Zeit viele Stunden in meinem Alltag aus. Wenn ich Zeit hatte, mich meinen Projekten und Themen zu widmen, wusste ich nicht, womit ich anfangen sollte, und schließlich tat ich dann oft gar nichts, war wie gelähmt. Kommt dir das bekannt vor? Dann könnte es sein, dass auch du (so wie ich damals) unter ‚Decision Fatigue‘ leidest. Was das ist und vor allem, was du tun kannst, um leichtere Entscheidungen zu treffen, darum geht es in diesem Blogpost.

In diesem Blogartikel erfährst du,

  • was Decision Fatigue ist,
  • warum insbesondere Scannerpersönlichkeiten entscheidungsmüde sein können und
  • warum und wie du dieses Wissen nutzen kannst, um leichtere Entscheidungen zu treffen.

Was ist ‚Decision Fatigue‘?

Der Begriff ‚Decision Fatigue‘, zu Deutsch Entscheidungsmüdigkeit, beschreibt ein psychologisches Phänomen. Dahinter steckt die Beobachtung, dass die Qualität unserer Entscheidungen kontinuierlich abnimmt, je mehr Entscheidungen wir treffen müssen.

Denn um Entscheidungen zu treffen, benötigen wir vor allem eines: die (Willens-)kraft, um aus unterschiedlichen Alternativen auszuwählen. Doch unsere Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, ist wie ein Muskel. Je mehr Entscheidungen wir treffen, umso angestrengter sind wir. Die Qualität unserer Entscheidungen lässt nach. Das bedeutet, wir haben zunehmend Schwierigkeiten, das große Ganze im Blick zu behalten, Fakten mit einzubeziehen und  längerfristig zu denken.

Mit jeder weiteren Entscheidung lässt unsere Fähigkeit nach, komplexe Fragestellungen zu durchdringen und verschiedene Perspektiven in unsere Entscheidung einzubeziehen.

Ist unser Entscheidungsmuskel noch frisch und erholt, entscheiden wir eher rational, konzentieren uns auf Fakten, erkennen komplexe Zusammenhänge. Je öfter wir eine Entscheidung getroffen haben, desto impulsiver werden wir. Wir denken immer kurzfristiger und haben keine Energie mehr, eine Entscheidung in der Tiefe zu durchdringen.

Dieses Phänomen wird Decision Fatigue genannt. In einer 2011 veröffentlichten Studie untersuchten PsychologInnen 1.100 Gerichtsurteile in Berufungsverfahren. Das Ergebnis: Am Vormittag fielen 65 Prozent der Urteilssprüche zugunsten der Gefangenen aus. Diese Quote fiel vor der Mittagspause gegen null Prozent. Erstaunlicherweise erholte sich die Quote nach der Mittagspause und lag wieder bei 65 Prozent, um dann im Verlauf des Nachmittags erneut auf null zu fallen.

War der Entscheidungsmuskel der RicherInnen also erschöpft, neigten sie offensichtlich dazu, Berufungsentscheidungen pauschal abzulehnen, statt alle relevanten Fakten gegeneinander abzuwägen. Ein Ergebnis, dass bei der bewussten Gestaltung von Entscheidungsprozessen berücksichtigt werden kann und sollte.

‚Decision Fatigue‘ – ein Problem für Scannerpersönlichkeiten?

Eine der größten Herausforderungen für Scannerpersönlichkeiten ist es, mit ihrer unstillbaren Ideenflut umzugehen. Wenn ich mit vielbegabten und vielinteressierten Menschen spreche, fallen immer wieder folgende Sätze:

  • ‚Ich kann mich einfach nicht entscheiden, was ich machen möchte.‘
  • ‚Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.‘
  • ‚Ich habe keine Ahnung, was ich wirklich will.‘

Hinter diesen und ähnlichen Aussagen steckt, dass viele Ideen und Interessen auch viele Entscheidungen notwendig machen. Denn mit jeder neuen Idee stehen automatisch Fragen im Raum: ‚Idee umsetzen oder nicht? – Und wenn ja, wie, wann, wo und mit wem?‘.

Viele Ideen machen auch viele Entscheidungen notwendig.

Wenn Entscheidungen quasi am Fließband gefällt werden wollen, können die oben zitierten Ergebnisse der Studie in eine bedenkenswerte Richtung weisen: es könnte bei Scannerpersönlichkeiten unter Umständen zu einer chronischen ‚Decision Fatigue‘ kommen – je nach Intensität mit unterschiedlichen Folgen:

  • Die eigene Handlungsfähigkeit wird als eingeschränkt empfunden.
  • Entscheidungen werden vermehrt impulsiv und irrational getroffen.
  • Durch den permanenten Entscheidungsdruck entsteht eine Art Entscheidungsblockade.
  • Im Extremfall sind Entscheidungen gar nicht mehr möglich.

Wie aber können Scannerpersönlichkeiten ihre Entscheidungsprozesse so gestalten, dass einer Entscheidungsmüdigkeit vorgebeugt werden kann?

3 Tipps gegen Entscheidungsmüdigkeit

1. Wichtige Entscheidungen zuerst

Je weitreichender eine Entscheidung für unser Leben ist – sowohl privat als auch beruflich – desto wichtiger ist es, sie zu einem Zeitpunkt zu treffen, an dem unser Entscheidungsmuskel noch frisch und entscheidungsfähig sind. Es macht also Sinn, gemäß dem eigenen Biorhythmus wichtige Entscheidungen möglichst früh am Morgen zu treffen. Auch wichtige Gespräche, in denen andere Menschen für oder mit uns entscheiden, machen morgens oder direkt nach der Mittagspause am meisten Sinn.

Wichtige Entscheidungen sollten wir bewusst dann treffen, wenn wir noch nicht entscheidungsmüde sind.

Das kann konkret bedeuten, direkt früh morgens die Aufgaben für den Tag zu definieren (und nicht erst, wenn alle Kinder aus dem Haus sind, der Haushalt auf Vordermann gebracht ist oder drei organisatorische Telefonate erledigt).

Meine Empfehlung: schreibe dir jeden Morgen die  wichtigste Aufgabe des Tages auf einen Notizzettel und lege diesen an deinen Arbeitsplatz (oder klebe ihn auf dein Smartphone, falls du außer Haus arbeitest). Sobald du dann an deinem Schreibtisch sitzt, widme dich zu allererst dieser einen Aufgabe.

2. Pausen machen

Die Studie ist eindeutig: Nach der Mittagspause steigt die Qualität der richterlichen Entscheidungen wieder auf das Niveau zu Beginn des Verhandlungstages. Pausen bewirken also, dass die Qualität unserer Entscheidungen wieder steigt. Darum ist es wichtig, ganz bewusst Pausen einzuplanen und den ‚Entscheidungsmuskel‘ dadurch aufzuladen.

Regelmäßige Pausen gewährleisten, dass wir entscheidungsfähig bleiben.

Dazu gehört neben kurzen Pausen zwischen einzelnen Arbeitsphasen auch, eine ausgedehnte Mittagspause zu machen, sich zu bewegen und (das ist auch eine Nachricht an mich selbst;-)), genügend Schlaf.

Wenn du also weißt, dass du wegweisende Entscheidungen treffen musst, z.B. auf welches Projekt du in deinem Business den Schwerpunkt legen möchtest, dann sorge dafür, dass du diese Entscheidung gut ausgeruht treffen kannst.

3. Routinen für wiederkehrende Entscheidungen

Auch vermeintlich kleine, unwichtige Entscheidungen, wie etwa die Frage: Was essen wir heute Abend?, Was ziehe ich morgen an? oder Wer holt die Kinder von der Schule? beanspruchen unsere Entscheidungsfähigkeit und ermüden uns.

Auch vermeintlich kleine, unwichtige Entscheidungen ermüden uns.

Dabei ist wichtig zu betonen, dass unsere Entscheidungsfähigkeit nicht zwischen privaten und beruflichen Entscheidungen trennt. Sind wir privat sehr eingebunden und müssen viele Entscheidungen treffen, wirkt sich das negativ auf unsere Entscheidungsfähigkeit in beruflichen Fragen aus.

Darum lautet meine ganz klare Empfehlung: plane wiederkehrende Entscheidungen  rechtzeitig und führe Routinen ein. Das kann z.B. der Speiseplan für die ganze Woche oder den kompletten Monat sein. Oder du entscheidest dich, bestimmte Routineaufgaben immer an einem bestimmten Wochentag zu erledigen (jeden Montag Bilder für Social Media Posts, jeden Dienstag Buchhaltung, usw.). Müssen für diese Themen keine Entscheidungen getroffen werden, ist mehr Energie für andere Entscheidungen frei.

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