Wenn du selbstständig bist und noch dazu ein kreatives Multitalent, dann hast du vermutlich mehr Ideen für dein Business, als du tatsächlich umsetzen kannst. Und wenn du es dir aussuchen könntest, würdest du am allerliebsten mehrere Dinge gleichzeitig machen. Aber du weißt auch:

Mit einem Bauchladen kannst du nicht erfolgreich sein!

Und mit Sicherheit kennst du auch andere der folgenden Klassiker aus der Welt von Marketing, Strategie und Positionierung:

  • Du musst dich spitz positionieren, wenn du erfolgreich sein willst!
  • Du musst eine Nische finden und dich ausschließlich darauf konzentrieren!
  • Du musst dich als Expertin darstellen.
  • Du musst DIE EINE SACHE wählen, für die du bekannt werden willst!

Bestimmt habe ich den einen oder anderen RatSCHLAG vergessen. Und auch ich habe sie alle schon gehört, gelesen und mich selbst damit unter Druck gesetzt. Mit fatalen Folgen:

Es war eine never ending story. Ich war für eine neue Idee Feuer und Flamme, machte mich mit an die Arbeit mit all meiner Energie. Denn ich hatte das Gefühl: „Dieses Mal habe ich ES gefunden!“. Also, Domain reserviert, Website gebaut, Angebot entwickelt, erste Kundinnen gewonnen. Und dann, nach ein paar Monaten, folgte die Ernüchterung. Schlich sich ein und setzte sich erst als Gefühl in meinem Bauch und dann als Erkenntnis in meinem Kopf fest. „Das ist ES doch nicht… ich habe versagt… jetzt geht das wieder von vorne los… warum finde ich denn nicht endlich DAS, was mich langfristig zufrieden macht?“

Meine Selbstzweifel gediehen geradezu vortrefflich. Ich fütterte sie schließlich regelmäßig mit den notwendigen ‚Misserfolgen‘. Und erschwerend kam hinzu: ich habe das alles eigentlich studiert.

Ich weiß, wie man es richtig macht – und wie es garantiert nicht funktioniert. Oder etwa doch?

Kann ein Bauchladen funktionieren?

Irgendwann regte sich in mir ein Charakterzug, den ich jahrelang (ach, was sage ich, jahrzehntelang) sehr weit nach hinten geschoben hatte. Ich hatte versucht, mich anzupassen in einer Welt, in der ich so gerne mitspielen wollte. Bei den erfolgreichen Business-Frauen. Bei denen, die mit ihrer Berufung, ihrem ONE THING, am ganz großen Rad drehen. Und da meldete sich (endlich) die Rebellin zu Wort. Und sie stellte Fragen. Diese hier zum Beispiel:

Wer sagt das eigentlich?

Wer sagt eigentlich, dass wir nur mit einer Sache erfolgreich sein können? Dass wir uns entscheiden müssen? Dass wir nicht mehrere Sachen gut können können? In der Schule hatte ich das doch auch geschafft, in mehreren Sachen richtig gut sein. Und plötzlich sollte das nicht mehr gelten? Mit dem Abschlusszeugnis hatte ich plötzlich kein Recht mehr auf meine vielfältigen Interessen und darauf, mit ihnen meinen Lebensunterhalt zu verdienen?

Ich war wie elektrisiert. Tat, was alle guten Scannerpersönlichkeiten tun, und stürzte mich kopfüber in dieses Thema. Lernte, dass es gar nicht zu allen Zeiten en vogue war, Spezialistin zu sein. Dass es in der Geschichte immer Menschen gab, die mehrere Dinge sehr erfolgreich ausgeübt haben. Und vor allem erkannte ich: ich bin nicht allein! 

6 Voraussetzungen dafür, dass ein Bauchladen funktioniert

Während die Menschen um mich herum sich immer weiter spezialisierten in ihren Berufen, begann ich damit, mir meine vielfältigen Projekte immer häufiger zu erlauben. Analysierte meine unterschiedlichen Interessen und fand deren verbindende Elemente. Das, was meine unterschiedlichen Standbeine miteinander gemeinsam haben, meinen roten Faden.

Und ich stellte fest, dass es einen großen Unterschied macht, ob ich Marketing- und Positionierungsstrategien für Unternehmen entwickle (meine bisherigen Kunden und Auftraggeber) oder für Personal Brands, also Menschen, die mit ihrer Person und vor allem ihrer Persönlichkeit ihre Marke formen.

Inzwischen gibt es für mich sechs Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit ein ‚Bauchladen‘ eben doch funktioniert. Dann spreche ich übrigens von einem Multi-Angebot:

  1. Du hast genügend zeitliche und persönliche Kapazitäten, um dich gleichzeitig verschiedenen Themen zu widmen, ohne dich selbst zu überfordern und dir und deinen wichtigsten Beziehungen Schaden zuzufügen.
  2. Du bist das Produkt – dein Wissen, deine Expertise, deine Persönlichkeit. Deine Kombination spiegelt sich in deinen Dienstleistungen und Services wieder.
  3. Du kennst deinen roten Faden und kommunizierst nachvollziehbar, dass du mehr als eine Sache tust.
  4. Du nimmst deine Kundinnen mit auf deiner Business-Reise, sprichst offen über anstehende Veränderungen und deine Motivation, neue Dinge auszuprobieren.
  5. Du beherzigst die Regel: ‚One offer at a time‘, um deine potenziellen Kundinnen nicht zu überfordern – auch wenn du gleichzeitig noch an anderen Projekten arbeitest.
  6. Du akzeptierst deine eigene Wandelbarkeit und kannst damit umgehen, dass nicht alle Kundinnen jeden deiner Schritte nachvollziehen können und sich unter Umständen verabschieden. Denn du weißt, dass dann andere, passendere Kundinnen kommen werden.

Diese sechs Schritte sind dabei aufeinander aufbauen und leiten durch einen Prozess hin zur Selbstständigkeit als Multipreneurin. Sie berücksichtigen deine Bedürfnisse, deine Identität, deine Produkte und deine Persönlichkeit, ohne dabei die Bedürfnisse der Kundinnen außer Acht zu lassen. Denn nur, wo diese beiden Perspektiven sich überschneiden, kannst du auch mit einem Multi-Angebot erfolgreich sein.

Wann du andere Strategien brauchst

Es gibt aber auch Voraussetzungen, unter denen eine Selbstständigkeit als Multipreneurin nicht zu empfehlen ist:

  1. Deine unterschiedlichen Produkte stehen im Mittelpunkt. Sie sind von dir als Persönlichkeit unabhängig und du kannst keinen inhaltlichen Bezug zwischen ihnen herstellen.
  2. Deine Kundinnengruppen haben keinerlei Überschneidung, und du kannst sie nicht mit derselben Positionierung erreichen.
  3. Du möchtest deine Projekte aus anderen Gründen glasklar trennen und bist bereit, dafür mit unterschiedlichen Positionierungen zu arbeiten.
  4. Du hast keine zeitlichen, finanziellen oder persönlichen Kapazitäten für unterschiedliche parallele Projekte und möchtest dich daher für eines entscheiden.
  5. Du möchtest ein zweites oder weiteres Projekt nur für eine begrenzte Zeit dazunehmen und dafür nicht deine bestehende Positionierung aufweichen.

Wenn eine dieser Aussagen auf dich zutrifft, kann die Bauchladen-Strategie für dich unter Umständen nicht die richtige sein. Allerdings hinterfrage ich in meinen Coachings insbesondere bei den Argumenten zwei und drei, ob die Trennung wirklich notwendig ist, oder nur eine Reaktion auf die klassischen Konzepte.

Ich bin überzeugt: ein Bauchladen kann funktionieren!

Mit dieser Überzeugung stelle ich mich gegen die klassischen Vertreterinnen und gängigen Erfolgskonzepte meiner Zunft. Ich tue das bewusst. Denn Erfolg ist für mich keine unverrückbares Konzept, sondern ein individuelles Konstrukt.

Erfolg ist für mich, mein Leben so gestalten zu können, wie ich mir das wünschen, und dabei meiner Persönlichkeit gerecht zu werden.

Für mich bedeutet Erfolg genügend Zeit für meine Familie, finanzielle Sicherheit und dabei eine vielfältige Berufstätigkeit, die meiner Persönlichkeit in hohem Maß entspricht. Was bedeutet Erfolg für dich? Lass‘ mir gerne einen Kommentar da. Oder schreib‘ mir – ich will das unbedingt wissen;-)