Dieser Blogartikel ist Teil der Blogparade von Michaela Schächner, Lifetime Business Mentorin aus Stuttgart. Michaela und ich kennen uns aus der Sympatexter Academy, in der wir gemeinsam bloggen und texten, was das Zeug hält, uns gegenseitig unterstützen, Feedback geben und manchmal auch einfach nur zusammen Spaß haben. Michaela begleitet Frauen dabei, sich ihr profitables Business aufzubauen, von dem sie heute und morgen, also ein Leben lang, gut leben können – Lifetime Business eben. Nun geht es in ihrer Blogparade um ganz unterschiedliche Wege in die Selbständigkeit – es sind bereits sehr lesenswerte Artikel verlinkt, mit großen Schritten und Emotionen. Mein Weg erscheint mir dagegen ziemlich unspektakulär. Aber vielleicht ist er gerade deswegen hilfreich. Denn nein, es muss nicht immer ein riesen Bruch sein, sich selbständig zu machen. Vielmehr kann es auch einfach immer schon so sein…

Ein Interview mit mir selbst:

Julia, sag mal, seit wann bist du selbständig?

Puh, soll ich ehrlich sein? Keine Ahnung! Ich bin schon immer selbständig. Also natürlich nicht von Geburt an, klar. Aber ich habe schon während der Oberstufe in der Schule als freie Redakteurin für den Lokalsport in meiner Heimatstadt geschrieben. Reitturniere, Eishockey und Leichtathletik – war alles dabei. Ich war auf jeden Fall 18 Jahre alt, fuhr schon in meinem weinroten Zweier-Golf zu den Terminen. Der Chefredakteur war ein total herber Typ. Im Büro wurde geraucht und ich wollte am liebsten sofort dir Schule schmeißen und volontieren. Oder Schauspiel studieren. Fanden meine Eltern beides nicht so doll. Und ich fand Streit nicht doll. Also habe ich erstmal Abi gemacht.

Wie ging es denn dann weiter?

Mein Vater ist Unternehmer mit Leib und Seele. Er hat mit 17 Jahren eine Ausbildung in der Firma begonnen, die er später aus einer Insolvenz übernommen und bis zu seiner Rente  erfolgreich geführt hat. Von ihm habe ich wahrscheinlich diesen inneren Dauerbetrieb. Ich habe erstmal BWL studiert. Der Liebe wegen – andere Geschichte. Nebenbei blieb der Zeitungsjob. Nach dem Studium war ich ein halbes Jahr angestellt. Dann ist mir die Decke auf den Kopf gefallen und ich bin Vollzeit in die Redaktion gewechselt. Bis ein Angebot eines Kollegen kam und ich mich als ‚beratende Betriebswirtin‘ einem selbständigen Beraternetzwerk angeschlossen habe. Wir haben Sanierungsfälle betreut, wenn die Banken einsteigen mussten. Das war eine unfassbar spannende Zeit, ich habe mich so richtig in die Zahlen reingewurschtelt und profitiere bis heute von den Praxiserfahrungen. Gefehlt hat mir aber einfach ‚mein‘ Thema Kommunikation.

Wie hast du diesen Faden denn wieder aufgenommen?

Tatsächlich mit dem Schritt in die Festanstellung. Ich habe mich auf meinen absoluten Traumjob beworben – und ihn bekommen. Ich durfte die Unternehmenskommunikation für eine international aufgestellte, mittelständische Druckerei aufbauen. Marketing, PR und interne Kommunikation. Ich hatte unfassbar viele Freiheiten. Und die Möglichkeit, nebenbei einen Master in Unternehmenskommunikation zu machen und als Dozentin an der Dualen Hochschule zu unterrichten. Nach fünf Jahren fühlte es sich für mich so an, als sei meine Aufgabe erfüllt. Und dann bin ich schwanger geworden und habe entschieden, nach der Elternzeit nicht zurückzugehen.

Lass‘ mich raten, wohin dich dein Weg geführt hat…

Ja, du ahnst es: in die Selbständigkeit. Ich habe mit einer Kollegin eine regionale Familienzeitschrift herausgegeben. Auflage 10.000 Stück, kostendeckend vom ersten Tag an. Das war uns sehr wichtig. Bis wir beide zeitgleich mit unseren zweiten Kindern schwanger wurden. Das Pensum war uns zu hoch und wir steckten das Projekt nach 18 Monaten wieder in die Schublade. Nach der Geburt unserer zweiten Tochter habe ich sehr schnell wieder freiberuflich als PR-Beraterin und Texterin gearbeitet. Aber irgendwann war ich einfach nur noch durch und habe (nach vielen durchgrübelten Nächten) einen Job in der Firma meines Vater angenommen – etwas, vor dem ich mich all die Jahre gedrückt hatte. Zu unflexibel, zu trocken, zu eintönig.

Und, war es das?

Nein, definitiv nicht. Es war genau das Richtige in dieser Phase: ein sicheres Einkommen, geregelte Arbeitszeiten. Aber ich habe auch gemerkt, dass ich im Kopf immer selbständig bin. Ich fühle mich verantwortlich – auch nach Feierabend. Ich schaue immer, wo ich optimieren kann. Ich denke unternehmerisch. Das habe ich einfach im Blut. Wenn ich so darüber nachdenke, dann spüre ich für mich kaum einen Unterschied zwischen Selbständigkeit und Festanstellung. Klar, mit Arbeitsvertrag gibt es die (vermeintliche) Sicherheit – aber die war mir nie so wichtig wie die unternehmerische Freiheit. Wenn ich die habe, fühlt sich angestellt sein für mich fast wie selbständig an. Und in den mittelständischen Betrieben, in denen ich gearbeitet habe, hatte ich diese Freiheiten per se, denn da sind eher Generalistinnen gefragt, die verschiedene Aufgabenbereiche abdecken und das große Ganze im Blick haben.

Wo stehst du heute?

Die Geburt unserer ersten Tochter ist ziemlich genau zehn Jahre her. Seitdem sind noch drei Kinder dazugekommen, das jüngste ist gerade ein Jahr alt. Ich habe 2017 eine Coaching-Ausbildung gemacht, die ich unbedingt nutzen möchte. Darum sehe ich die vierte Elternzeit als Chance, um meine Selbständigkeit als Business-Coach in den Mittelpunkt zu rücken. In meinen Job könnte ich zurück, das ist natürlich ein großartiges Backup. Im Moment gefallen mir die Unabhängigkeit und freie Zeiteinteilung aber so sehr, dass ich es nicht anders haben möchte.

Wo siehst du dich in Zukunft?

Ich vermute mal, in meinem Leben wird das ein Wechselspiel bleiben zwischen den verschiedenen Arbeitsformen. Und die aktuellen Herausforderungen (und die vielen kreativen Lösungen) zeigen für mich ebenfalls in diese Richtung, die als ‚New Work‘ mehr und mehr ins Bewusstsein rückt. So ist das auch bei mir. Ich will Leben und arbeiten nicht trennen. Das fließt ineinander. Ich für mich nehme die Chancen an, die sich ergeben. Momentan ist das die Selbständigkeit. Und je mehr Freiheit ich zurückgewinne, umso stimmiger fühlt es sich an. Meine Erkenntis ist aber definitiv: Selbständigkeit ist für mich ein Gefühl. Ich kann mich in jedem Job so selbstbestimmt fühlen, wie ich das brauche. Welches Label dieser Job hat, steht für mich erst an zweiter Stelle.

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